Prinzipien der Soziokratie

Die offizielle Soziokratie kennt vier Prinzipien (Grundregeln):

  1. Der KonsenT regiert die Beschlussfassung
  2. Das Kreisprinzip im Sinn der Dynamischen Steuerung und des Aufbaus der Organisation in Kreise
  3. Die doppelte Verknüpfung zwischen den Kreisen (nur sinnvoll bei hierarchischen Organisationen)
  4. Die Wahl der Aufgaben/Rollen im KonsenT (nur eine Ausdifferenzierung des ersten Prinzipes)

Dabei kann man diese vier Grundregeln auf die ersten beiden verkürzen = Soziokratie light.
Die doppelte Verknüpfung ist nur bei hierarchischen Organisationen hilfreich und weniger z.B. bei einer Pfirsich- oder Wertschöpfungsorganisation und die Wahl ist eine Abwandlung der ersten Regel. Und es gibt viele andere Möglichkeiten im KonsenT Menschen für bestimmte Rollen zu berufen.

Die sieben Prinzipien von S3 gehen über den enge Definition von Grundregel hinaus und beschreiben Werte/Philosophien/Haltungen, die der Soziokratie zugrunde liegen.

Ich habe mich von den sieben Prinzipien von S3 inspirieren lassen und einige Grundwerte gefunden, die für mich Soziokratie kennzeichnen:

  • Gleichwertigkeit/Augenhöhe = auf der Kreis-Ebene gilt der KonsenT + Runden, jeder Mensch ist wertvoll, vgl. Ganzheitlichkeit
  • Eigenverantwortung = Domäne Kreis/Rolle, Themen in den Kreis bringen, Mit-Reden und Mit-Entscheiden, Selbstorganisation, Abgabe von Macht an die Mit-Arbeiter*innen (distributed leadership)
  • Transparenz/Klarheit = Alle Zahlen/Daten/Fakten (ZDF) gehören auf den Tisch, Logbuch, Regeln Soziokratie klar (Default-Einstellung)
  • Vernunft/Pragmatismus (mit Wertschätzung der Emotionen) = Herrschaft der Argumente, Weite, ZDF, Lösungsorientierung, Akzeptanz anderer Meinungen
  • Flexibilität/Agilität/Entwicklung = Prinzip der dynamischen Steuerung, Evaluierungsdaten für Entscheidungen, jederzeit schwerwiegender Einwand einbringen bei veränderten ZDF, positive Fehlerkultur, Tue mehr mit Ungefähr, kurze Zyklen
  • Effizienz/Effektivität = sorgsamer Umgang mit den Ressourcen = Prozess zur Entscheidungsfindung/ Ausrichtung auf das gemeinsame Ziel = Vision, vgl. Sinn/Purpose

Sehr umfassend und differenziert beschreiben Ted Rau und Jerry Koch-Gonzales die Grundannahmen der Soziokratie

Quelle: Ted Rau/Jerry Koch Gonzales: Many Voices, one Song – sehr zu empfehlen

Hier ist meine Auflistung der neun wesentlichen Prinzipien/Werte in der Soziokratie

  1. Gleichwertigkeit = jeder ist gleichwertig, Augenhöhe bei der Gestaltung von Verträgen, KonsenT als Entscheidungsform, der Kreis als Ort der Begegnung
  2. Transparenz = höchstmögliche Transparenz für alle
  3. Verlässlichkeit = Alles sind Vereinbarungen und werden eingehalten bzw. gemeinsam verändert. Beinhaltiet auch Eigenverantwortung und Berechenbarkeit (accountability).
  4. Effizienz und Effektivität: Das RICHTIGE tun und das RICHTIG tun
  5. Subsidarität = Macht nach unten/außen verteilen, wenig Macht im Zentrum, z.B. Pfirsich-Organisation
  6. Agilität = dynamische Steuerung und kontinuierliche Verbesserung sowie Empirismus, d.h. wir machen Experimente und evaluieren sie
  7. Individualität = Finde deine individuelle Ausprägung der Soziokratie
  8. Ganzheitlichkeit = der ganze Mensch darf so sein mit allen Facetten (vgl. Laloux)
  9. Gemeinwohl = Die Organisation dient dem Gemeinwohl, vgl. Gemeinwohl-Ökonomie. Damit ist auch der Purpose oder die gemeinsame Vision als Ausrichtung gemeint.