Work Hacks

Erste Quelle waren die 24 Work Hacks von Sipgate (mit Fortsetzung 18 Work Hacks) sowie die Sammlung im Buch „Agile Organisationsentwicklung“ (AE) von Oesterreich/Schröder (S. 224-239). Später habe ich noch das Buch „New Work Hacks“ (NWH) gefunden. Was noch fehlt ist das Durchstöbern des Buches Workhacks.
Hier habe ich noch eine kleine Sammlung von zwei S3-Experten gefunden (weitere Literaturtipps sind willkommen :-))
Ich habe jetzt mal fast alle Beispiele aufgelistet, ohne groß zu bewerten, einfach als umfassende Inspirationsquelle und Anregung zum Ausprobieren. Einige Maßnahmen sind alte Hüte, aber dennoch stehen sie hier :-).
Es gibt durchaus Überschneidungen zu den Soziokratie-Elementen oder alles kann zumindest auch dort eingesetzt werden.

Leicht umsetzbare, kurz dauernde Work Hacks (Methoden)

  • Advocatus Diaboli (AE: kritisches Hinterfragen von etwas, Gesprächs-Rolle)
  • Agile Schätzung/Planning Poker (AE: Priorisierung mit Fibonacci-Reihe, zuerst verdeckt; vgl. NWH: Estimation Poker)
  • Alles Vollkleben (Sipgate: Whiteboards + Post-Its Visualisierung, keine Laptops)
  • Aufstellungen (Unterschiede/Bandbreite zu bestimmten Themen werden anhand einer Leiste/verschiedenen Punkten aufgestellt z.B. Dauer der Zugehörigkeit, Kompetenzeinschätzungen…)
  • Ausmisten (AE: spezielles Arbeitstreffen, Bewertung, Priorisierung – Streichliste, vgl. ähnlich Not-to-do-Liste)
  • Aus der Mitte wählen (AE: Personen stehen im Kreis, es wird eine Aufgabe genannt, wer Bock drauf hat, geht in die Mitte, wenn mehrere in der Mitte sind klären sie es öffentlich)
  • Beständige Nutzenhinterfragung (AE: „Was ist der Nutzen für die Organisation?“ – die Frage immer wieder stellen)
  • Check-In/Check-Out-Runden (vgl. AE)
  • kleines Denkräume (AE: Kleingruppe trifft sich ca. 1h mit festgelegter Moderationsmethode)
  • Delegation Poker (Management 3.0, NWH, vgl. Entscheidungspoker, als Adaptierung von mir)
  • Demonstrationen (Sipgate: am 2. Donnerstag präsentiert jedes Team kurz, was neu erarbeitet wurde, Dauer ca. 30 Minuten, vgl. AE: Arbeitsausstellung/Poster-Session)
  • Design Studio (NWH: kreative Methode, um in der Gruppe Problemlösungen zu finden, vgl. mehrdazu hier sowie Design Thinking)
  • Disruption Option (NWH: instituionalisierte Möglichkeit, disruptive Ideen zu generieren oder einzubringen, vgl. betriebliches Vorschlagswesen)
  • Dyaden (2er Gespräche zu bestimmten Themen oder persönlichen Herausforderungen, ca. 30 Min, vgl. AE: Dynamic-Facilitation-Dyade und Vertieftes Zuhören)
  • Essenzen verschriftlichen (AE: Festhalten der wichtigsten Punkte/Spannungen aus einem Gespräch/Workshop)
  • Kanban-Board (Sipgate: Übersicht für die eigene Arbeit, vgl. z.B. Führungsmonitor AE; vgl. NWH)
  • Kreisformiges Organigramm (AE: Umwandlung der bestehenden Hierarchie in ein Kreismodell auf dem Papier)
  • Kurzworkshops (Sipgate: v.a. für Neulinge, praktisch zu Themen Agile, Lean, Scum, Arbeiten bei Sipgate, vgl. AE: Minilab/-workshops)
  • Lifestyle Perks (NWH: kleine Angebote und Möglichkeiten, damit die Mitarbeiter sich wohler im Unternehmen fühlen z.B. kostenloses Obst, Kita, Fahrradverleih, Sportangebote sowie der obligatorische Tischkicker)
  • Meeting-Rules (NWH: grundlegende, allgemein verbindliche Regeln für konstruktive Meetings, z.B. pünktlich beginnen, egal wer da ist; in Runden reden…)
  • Multiperspektivisch denken (AE: verschiedene Perspektiven benennen und ein Thema in bestimmten Zeitsequenzen aus jeweils einer Perspektive betrachten)
  • Offiside Teamwork (NWH: das gesamte Team arbeitet konzentriert für eine bestimmte Zeit in einem anderen Kontext, idealerweise Unterbrechung Kommunikationskanäle wie z.B. Email, Telefon)
  • Prime Direktive (NWH: Mindset/Glaubenssatz: Jeder Person wird unterstellt, nach besten Wissen und Gewissen gearbeitet zu haben = Positive Unterstellungen)
  • Priorisierung (AE: Aufgaben/Themen in der Gruppe priorisieren)
  • Retrospektiven (Sipgate: alle zwei Wochen ca. 60-90 Min, NWH: ebs sowie Post Mortem Analysis = am Ende eines Projektes)
  • kleine Rituale (AE: Einstand, Ausstand, Geburtstag, Erfolge, …)
  • Rollen verteilen (AE: kleinteilige Aufgaben an Mitarbeiter*innen verteilen z.B. Organisation nächstes Treffen, nächstes Protokoll, Koordination von XY)
  • Runden (hintereinander Reden, statt frei/geordnet Diskutieren – jeder kommt in einer Reihenfolge dran, meistens ist eine zweite Runde hilfreich, vgl. AE)
  • Selbermachen (Sipgate: eher ein Prinzip, d.h. wenig/nichts outsourcen, alles selbst basteln, erlernen, umsetzen)
  • Share Pain Points (NWH: schwieriges Problem bei der Arbeit wird publik gemacht, dafür Unterstützer gesucht und gemeinsam in 1-2 Meetings angegangen – Form von Adhoc-Intervision)
  • Spice-Girls Approach (NWH: immer wieder die Frage stellen: „Tell me what you want, what you really, really want“ – Wannabee -, vgl. Wozu/Warum Fragen)
  • Stimmungsbilder abfragen (Per Daumen, Finger, räumliches Aufstellen – schneller Status Quo)
  • Stand-Ups (Sipgate: morgens, jeden Tag, gleiche Uhrzeit, kurze Besprechung, 15 Min., Synchronisierung, vgl. AE)
  • Start-Stop-Continue (NWH: Check für aktuelle Maßnahmen/Backlog – was beginnen, was beenden, was weiterführen?)
  • Timeboxing (AE: mit Uhr, als Apell, als Prinzip; in der Diskussion/Runden Redebeiträge auf 1-2 Min. begrenzen)
  • Verfallsdatum (AE: Verfallsdatum für Aufgaben/Themen festlegen, dann in die „obsolet“ Rubrik ablegen)
  • Verlängerungsfrage (AE: Daumenabfrage bei Gesprächen/Diskussionen/Präsentationen)
  • „Wozu“ statt „Warum“ (AE: Blick auf den Nutzen und die Zukunft, statt Gründe und Vergangenheit, vgl. Golden Circle NWH)
  • Widerstandsabfrage (AE: Stimmungsbild mit Widerstand von 1-5 je nach Fingeranzahl, vgl. systemisches Konsensieren)
  • Willkommensgruß (Sipgate: Neue MA bekommen vor dem Beginn eine Willkommenskarte mit vielen Unterschriften, werden zu Events eingeladen und am Board ausgehängt mit Foto und mehr)
  • ZDF-Jour fixe (AE: 1x monatlich werden die 3-5 wichtigsten Zahlen im jeweiligen Kontext angeschaut und besprochen)

Aufwändig umsetzbare, länger dauernde Work Hacks (Strukturen)

  • Absagen mit Feedback (Sipgate: Innerhalb von einer Woche bekommen Bewerber Rückmeldung mit konkreten Gründen für die Absage)
  • Ad-hoc-Leadership (Sipgate: Nur zwei formelle Hierarchie-Ebenen: GF und der Rest, in verschiedenen Situationen übernehmen kompetente Menschen Verantwortung)
  • All-hands-Meeting (NWH: Meeting mit allen Mitarbeiter*innen)
  • Ask me Anything (NWH: Geschäftsführung/Führungsebene antwortet alle Fragen der MA)
  • Auszeiten (Sipgate: Familiennotfälle, kurze Sabbaticals z.B. 3 Monate, Elternzeit – alles einfach und möglich, mit Absprache im Team)
  • Chat-Programme (NWH, z.B. Yammer, Slack o.ä. – als Ergänzung von Emails)
  • Company Essentials (NWK: kurze, übersichtliche Darstellung wesentlicher Unternehmensbestandteile z.B. Geschäftsmodell, -kultur)
  • Communities (Sipgate: 1x wöchentliches Treffen für gleiche Rollen; AE: Praktikergruppen; NWK: Community of practice)
  • Core-Values (NWH: Kern-Werte des Unternehmens herausschälen und für alle sichtbar machen)
  • Cross-funktionale Teams (Sipgate: Entwickler, Designer, Product Owner, Text-Concepter, Scrum Master arbeiten an einem Projekt; ebs. NWH, vgl. Design Thinking)
  • Decision-Making-Knowledge (NWK: Workshops zu Entscheidungsmethoden, klare Regelungen über Entscheidungsprozesse im Unternehmen)
  • Echte Motivation (Sipgate: Keine Jahresgespräche, keine Zielvereinbarungen, keine Boni aufgrund von bestimmten Zielen, einheitliches Weihnachtsgeld für alle, Investition von „Gewinnen“ in gemeinsame Ressourcen)
  • Eigenes Restaurant (Sipgate: auch offen für Nicht-Mitarbeiter*innen)
  • Entlassen (Sipgate: Entscheidung trifft das Team, wenn Reparaturen nicht gelingen, kristallisiert sich aus Feedbackgesprächen/Retrospektiven heraus, kurze Info an alle Teams)
  • Feedback-Kultur (NWH: Feedback-Geben und -Nehme ist gelebte Praxis in einem Unternehmen, die Mitarbeiter freuen sich auf Feedback, weil sie es als Hilfe zur Weiterentwicklung sehen)
  • Feel-Good-Zum-Selbermachen (Sipgate: keine Feelgood Abteilung, jeder kann etwas initiieren, just do it)
  • Flexible Arbeitsmodelle (NWH: Es gibt sehr viel individuellen Spielraum bei der Gestaltung der eigenen Arbeitszeit: 10-40h Wochen, Home-Office, Sabbatical, Jobsharing, Väterkarenz)
  • Frei-Zeit/Slackday (AE: Mitarbeiter können 1/2 Tag oder mehr unabhängig vom Tagesgeschäft an ihren Ideen arbeiten, regelmäßig, unterschiedlich lang, unterschiedlich nah zum Unternehmenszweck, vgl. google 20%)
  • Freie Fortbildung (Sipgate: Bücher/Workshops gibt es keine Budgets, Terminabsprache mit dem Team und Weitergabe des Wissens an die MA)
  • Freiraum + freie Zeit (Sipgate: Platz für verschiedene Aktivitäten, vgl. Büro von MySugr, in der Arbeitszeit gibt es einen Puffer)
  • Fuck-up-Events (NWH: regelmäßige Treffen, in denen über Fehler, Versagen und Scheitern erzählt wird, vgl. Dark Horse Buch)
  • Gehaltsmodell (Sipgate: einheitliches, transparentes Gehaltsmodell für alle gleich, Anpassung durch GF/HR jedes Jahr, angemessen hoch, aber die Leute sollen nicht nur wegen des Geldes bleiben)
  • Golden Circle (NWH: Die Frage nach dem „Warum“, nach dem höhren Sinn wird bei jeder Maßnahme gestellt, vgl. Simon Sinek; im Gegensatz zu „Wozu“ statt „Warum“)
  • Hackathon (NWH: Unterbrechung der normalen Arbeit für einen bestimmten Zeitraum, um ein bestimmtes Problem zu lösen mit klarem Ziel, z.B. 1 Tag zum Thema Arbeitszeitmodell oder Prototyping zu einem Produkt)
  • Ideenwettbewerb/Pichday (AE: Präsentation von Entwicklungsideen, Bewertung durch Jury/mehrstufiges Verfahren)
  • Individuelle Weiterbildung (Sipgate: Bücher werden ganz einfach bestellt, jeder wird ermutigt mind zwei Weiterbildungen pro Jahr zu machen, in Absprache mit dem Team, ggf. Inhouse Workshops und das Wissen wird intern weitergeben)
  • Inhouse Trainings (NWH: interne Mitarbeiter bieten Training für die Kollegen an, besonders nach selbst besuchten Schulungen, vgl. Freie Fortbildung)
  • Iteratives Arbeiten mit dem PDCA (NWH: Plan, Do, Check, Act – Zyklus auf kurze Iterationen anwenden und so möglichst schnell ins Experimentieren/Liefern kommen; vgl. kontinuierliche Verbesserung und Dynamische Steuerung)
  • Jahrbuch (Sipgate: Rückblick auf das Jahr, jährlich gemacht :-))
  • Job-Rotation (NWH: regelmäßiges Wechseln des Arbeitsplatzes)
  • Job-Sharing (NWH: zwei Personen teilen sich eine Arbeitsstelle)
  • Kinder willkommen (Sipgate: Eltern entscheiden über Kinderanwesenheit)
  • Knowledge Sharing Formats (NWH: Veranstaltungsformate für Wissensaustausch unter Mitarbeitern z.B. Inhouse-Trainings, Open Space, Barcamps, Meetups, Communities)
  • Kunst (Sipgate: Büro als Ausstellungsräume, zeitweise für alle geöffnet – Nacht der Museen)
  • Kulturbuch (Zappos: Versuch die besonderen Unternehmenskultur aus verschiedenen Perspektiven einzufangen)
  • Leadershiop Roundtable (NWH: Peerformat zum Erfahrungsaustausch und kollegialer Beratung, vgl. für andere Rollen/ Communities)
  • Lean-Startup (Sipgate: konkrete Ideen möglichst schnell in ein „minimum viable product“ umzusetzen)
  • Meeting Room Diversity (NWH: unterschiedliche Meetingräume für verschiedene Arbeitsprozesse und Bedürfnisse der Mitarbeitenden einrichten, z.B. Stilles Arbeiten, daily Standups…)
  • Mission Statement (NWH: Vorgangsweise, wie die Unternehmensvision bzw. die grundlegenden Ziele erreicht werden sollen)
  • Mood-Checks (NWH: regelmäßige anonyme Stimmungsumfragen im Team)
  • Offenes Haus (Sipgate: Abends und am Wochenende steht das Gebäude für Events zur Verfügung)
  • On- und Offboarding (NWH: Klare Prozesse, Strukturen und Vorgehensweisen beim On- und Offboarding, ggf. Mentorship, Rituale)
  • Open Coffee Area (NWH: offener, einladener Bereich, in dem MA sich frei, flexibel und auch ohne Verabredung austauschen können)
  • Open Friday (Sipgate: am 2. Freitag im Monat 10-16 Uhr Open Space für alle MA, freiwillig; AE: Open-Space, Barecamps)
  • Optimierung (Sipgate: Bevor eine Stelle extern neu ausgeschrieben wird, werden Abläufe und Prozesse optimiert und automatisiert, manchmal braucht es dann keine zusätzliche Stelle mehr)
  • Pairing (Sipgate: Zwei Entwickler teilen sich einen Rechner, einer tippt (Driver), einer behält den Überblick (Navigator), übertragbar auch auf andere Bereiche; AE: Pair Working, NWH: Pairing)
  • Pate (Sipgate: Jeder neue MA bekommt eine Person mit gleicher Rolle für sechs Monate als Mentor an die Seite)
  • Peer-Feedback (Sipgate: Pro Woche bekommen 5 Kollegen von 3-5 Leuten Feedback, Gruppen- oder Einzelgespräche, vgl. AE: Feedbackmarkt; vgl. NWH: Feedback-Kultur)
  • Peer-Recruiting (Sipgate: Teams stellen selbst ein, ggf. Unterstützung kleines HR-Team; Soziokratie: Kreis entscheidet über Einstellungen, bei Absage Telefongespräch mit Begründung)
  • Pool Team (NWH: großes, crossfunctionales Team ohne feste Teamstrukturen und Aufgaben aus denen für bestimmte Projekte kleine Arbeitsteam zusammengestellt werden)
  • Probearbeiten (Sipgate: Nach erfolgreichen Bewerbungsgespräch, 1-2 Tage unter Begleitung Probearbeiten mit realen Fällen)
  • Professional Internships (NWH: MA arbeiten für einen festgelegtem Zeitraum auf einer ähnlichen Stelle in einem anderen Unternehmen)
  • Rollen Definition (NWH: Rollen definieren Arbeitspakete, vgl. Rollenmodell aus der Holakratie, Adaption in der Soziokratie)
  • Status-Quo challengen (NWH: gerade neue MA können bestehende Routinen im Team in Frage stellen und Veränderungen anregen)
  • Stempeluhr + keine Überstunden (Sipgate: Stempeluhr als Schutz für die MA, dass die 40h wirklich nicht überschritten werden; keine Kernzeiten, Arbeitszeit + Urlaub mit dem Team absprechen)
  • Team-Bootstrapping (NWH: Beim Start eines neuen Teams werden alle wesentlichen Entscheidungen mit/ohne Führungskraft getroffen, Startschuss)
  • Transparente Zahlen (Sipgate: Transparenz aller wesentlichen Zahlen, vgl. All-safe und Detlev Lohmann)
  • Vision (NWH, vgl Vision in der Soziokratie, Purpose in der Holakratie)
  • Visual Essentials (NWH: wesentliche Unternehmensstandars, -elemente, – kennzahlen sind für alle MA leicht räumlich sichtbar, ggf. auch online)
  • Week of learning (NWH: unternehmensweiter Event mit einer Vielzahl von Formaten, um zu Wissensaustausch, Reflexion und praktische Erfahrungen zu ermöglichen)
  • Wunsch devices (NWH: statt standitisierter Arbeitsgeräten kann jeder MA seine Wunsch-Hilfsmittel bestellen und nutzen)